• WT vom 25. August 09
theateraberbitte feierte mit „mönsche, schrott ond stärne“ Premiere

Auf dem Boulevard of broken Dreams
Noch bis 19. September und in insgesamt 15 Vorstellungen entführt theateraberbitte sein Publikum auf die Schrotthalde, auf den Boulevard of broken Dreams. Speziell ist mit der neu errichteten Recyclinghalle nicht nur der Aufführungsort, auch die Geschichte von „mönsche schrott ond stärne“ hat es in sich, ist tragisch und komisch zugleich.Mit ihrer jüngsten Inszenierung bringt theateraberbitte eine ganz besondere Geschichte an einem ganz besonderen Spielort zur Aufführung. Bei „mönsche schrott ond stärne“ findet sich der Besucher nicht etwa in einem Theatersaal, sondern auf einer imposanten Schrotthalde wieder. Auf dieser gibt es vieles zu entdecken, die etwas andere Kulisse wurde nämlich mit viel Liebe zum Detail geschaffen und passend dazu präsentiert sich übrigens auch die Theaterbestuhlung. Auf scheinbar wild zusammengewürfelten Stühlen nimmt das Publikum Platz und hat freie Sicht auf die Schrotthalde oder den Boulevard of broken Dreams, wie der Ort passenderweise auch betitelt wird. Es ist ein Ort zwischen Himmel und Hölle, wo Menschen landen, die ihre kleinen Sehnsüchte vergessen haben oder an ihren grossen Sehnsüchten zerbrochen sind.Scheinbar ausweglose Situationen, Probleme, Ängste und Sorgen häufen sich auf der Halde und lassen deren Bewohner verzweifeln. Alle wollen sie nur eines, weg von der Halde. Doch ist es nicht leicht, den Stern zu finden, der ihnen den Weg zurück ins leben zeigt.

Sie könnten gkücklich sein...
Hoch über der Schrotthalde thronen auf dem Ölymp drei Götter und beobachten die Geschehnisse unter ihnen, erfreuen sich an den schier ausweglosen Situationen, können die Menschen nicht verstehen: „Sie könnten glücklich sein und sind es nicht“. Die Götter schliessen eine Wette ab, ob es wenigstens vier Menschen bis Mitternacht schaffen, wieder ins Leben zurückzufinden. Einige finden schlussendlich den Stern, welcher ihnen den Weg leuchtet, andere nicht. Die verschiedenen Schicksale der Menschen auf der Halde berühren, bringen einem zum Nachdenken, die tragisch komischen Situationen bringen das Publikum aber auch zum Schmunzeln – eine gelungene Mischung also.Und was bleibt von diesem Abend? Die Erkenntnis, dass jeder eine kleine Sehnsucht braucht, um glücklich zu sein. Und damit die Theaterbesucher nicht vom richtigen Weg abkommen, erhielten diese als kleine Überraschung einen Kompass mit einem Zettelchen dran: „ So finden auch Sie immer Ihren Stern“ – eine überaus sympathische Geste.

Brillant und überzeugend
Eine glanzvolle Leistung gelang nicht allein der Crew von theateraberbitte – ein jeder Mitwirkender spielte seine Rolle nämlich brillant und überzeugend. Die Vorarbeit zu dieser Aufführung leistete Autor Stephan Mathys, welchen das Premierepublikum auch mit einem tosenden Applaus begrüsste. Ebenfalls viel Zeit in dieses Theaterprojekt investiert hat Raschid Kayrooz, welcher bei „mönsche schrott ond stärne“ Regie führt.Die weiteren Vorstellungsdaten von theateraberbitte in der neuen Recyclinghalle der Firma Bertschi in Reinach sowie viele weitere interessante Infos zum Stück findet man unter www.theateraberbitte.ch

----------------------------------------------------------------------------------------------------

• Radio DRS1 Regi AG/SO
Interwiev mit Stephan mathys


----------------------------------------------------------------------------------------------------AZ vom 24. August 2009

«Ein Schrotthalden-Mensch»
Erstaufführung von theateraberbitte in Reinach verzaubert und lässt nachdenken
«mönsche, schrott & stärne» spielt auf einer Halde in einer grossen Recyclinghalle, wo Menschenschrott verwertet wird. Ein Ort zwischen Himmel und Hölle, wo keiner freiwillig hingeht. Die Haldenbewohner haben es nicht leicht, den Stern zu finden, der ihnen den Weg zurück ins Leben leuchtet.
Aline Wüst

«Uf was warte mer?» - «Dass öppis passiert!» Einer der ersten Wortwechsel im Stück «mönsche, schrott & stärne». Und es passierte einiges am Freitagabend in der neu erstellten Recyclinghalle im Reinacher Moos. Kunstvoll ist der Schrott im Eingangsbereich arrangiert. Neben zusammengepresstem Altpapier finden sich kaputte Plastikschachfiguren, Laternen, eine alte Bratpfanne und vieles mehr.
Bereits geschminkte Schauspieler huschen herum. Man kann hören, wie sie sich einspielen. «Ich bin nicht nervös, aber jetzt werde ich gerade nervös, weil ich nicht nervös bin», sagt die Darstellerin Berbel Siegenthaler.

Premiere in vielerlei Hinsicht
Alles andere als schrottig ist die Bar und der Crêpe-Stand. Zwar gelingt noch nicht jede Crêpe, aber schliesslich haben auch die Helfer heute ihre Premiere.
Kurz nach acht passierte es. Der Vorhang zur Haldenbühne öffnete sich und gab den Blick frei auf die Kulisse: Ein alter Wohnwagen, ein Stück eines WSB-Wagons, ein Vogelkäfig mitsamt Vogelattrappe und die Bewohner der Halde sind bereits auf der «Bühne». Mittendrin der acht Meter hohe Ölymp, ein mit Wellblech eingekleideter Turm. Auf ihm thronen zwei Götter und eine Göttin, die Wetten über das Schicksal der Haldenbewohner abschliessen.

Von verlorenen Sehnsüchten
Während knapp zwei Stunden zeigt theateraberbitte ein Stück, das auf die grossen Themen der Menschheit anspielt: das Schicksal, den freien Willen und den Sinn des Lebens. Die Bewohner der Halde sind hier gelandet, weil sie «entweder die kleinen Sehnsüchte verloren haben oder an den grossen zerbrochen sind», wie es der Autor Stephan Mathys einem seiner Schauspieler in den Mund legt.
Doch der Schrottplatz ist keineswegs eine Endstation. Es führt ein Weg fort. Dieser Weg ist ein Stern am Horizont: Die Hoffnung. Einige Haldenbewohner finden am Ende ihren Stern.

Crêpes als Belohnung
Nach der geglückten Erstaufführung essen die Darsteller ihre wohlverdienten Crêpes. Sie sind zufrieden und sitzen bis tief in die Nacht beisammen. Lichttechniker Beny Riz scherzt: «Ich bin langsam ein richtiger Haldenmensch.»
Das Eintrittsbillet übrigens war weder ein verrosteter Nagel noch eine alte Gabel, sondern ein nagelneuer Kompass, mit dem Vermerk: «So finden auch Sie immer ihren Stern.»

--------------------------------------------------------------------------------------------------- WT 14. August 09 Vorschau
von Martin Suter
Vom «Leben auf der Halde» erzählt die neuste Produktion des Vereins theateraberbitte.Inszeniert und aufgeführt wird das Stück an einem Ort, der als Schauplatz nicht treffender sein könnte: in der neuen Halle des Recyclingparadieses im Reinacher Moos.Die Premiere findet am Freitag, 21.August 2009 statt, weitere Vorstellungen sind bis zum 19. September geplant. Das Wynentaler Blatt hat die Bilder und Stimmungen anlässlich eines Probedurchlaufs am Originalschauplatz eingefangen und aufgezeichnet.

«Mönsche,Schrott ond Stärne»: Unter diesem vielsagendenTitel, der allein schon aufgrund seiner Formulierung die Kontroverse zwischen Harmonie, Glückseligkeit und Chaos erahnen lässt, geht im Recyclingparadies Reinach ein Stück über die Bühne,das sich mit Abfall, Entsorgung und Wegwerfmentalität in den unterschiedlichsten Formen und Bildern befasst. Autor des ebenso zeitkritischen wie aktuellen Stücks ist Stephan Mathys, für die Regie und das Bühnenbild zeichnet Raschid Kayrooz verantwortlich, während die Produktionsleitung in den Händen von Antonia Riz und Rolf Krättli liegt.

Faszinierende,aber auch beklemmende Bilder
Die Kulisse und somit die Umgebung der jüngsten Produktion könnten authentischer und stimmungsvoller nicht sein. Die Rahmenbedingungen im neuen Recyclingparadies der Firma Bertschi im Reinacher Industriegebiet sind geradezu prädestiniert, um das Leben und «Wirken» der Haldenbewohner in ein Bühnenstück einzubauen und ihm nicht bloss den passenden Hintergrund, sondern auch den nötigen Tiefgang zu geben. Für die Besucher eine neue Erfahrung in einer wohl einmaligen, atmosphärischen Dichte. Und wer weiss: Möglicherweise entdeckt der eine und andere Zuschauer hinter,neben oder ausserhalb des Bühnengeschehens gar noch seinen eigenen Schrott! Kurz: Ein unterhaltendes Zusammenwirken von Inszenierung und Realität – von Illusionen und unübersehbaren Fakten.

Schillernde Figuren mitten im Schrott
So facettenreich und kunterbunt eine Abfallhalde ist, so schillernd sind auch ihre Bewohner.Zum Beispiel Oliver,Rosas Mann (Urs Mathys). Aus Millionen von Frauen hat er ausgerechnet jene Braut auserwählt, die ihm das Leben zur Hölle macht. Dabei fing seinerzeit alles so perfekt an – ganz im Stil der sechziger Jahre,mit «Marmor,Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht.» Doch auch Rosa (Cornelia Krättli) hat ihre liebe Mühe mit ihrem Göttergatten und somit dem Leben. Sie ist mit ihrem schicksalshaften Dasein längst nicht allein, sondern eingebettet in die Gemeinschaft der Haldenbewohner.Alice (Julia Krättli) ist den Göttern unterstellt.AlsWegbegleiterin führt sie die Menschen aus deren Welt zur Halde und rotiert am alten Pult neben der mechanischen Schreibmaschine unablässig mit den Stricknadeln. Et-was im Hintergrund der junge Mann Tom (Urs Hintermann), der in sein Spielzeug-Feuerwehrauto verliebt ist. Mona, eine weitere Schicksalsgenossin (Isabelle Mathys), hat die Taucherbrille montiert und beschäftigt sich mit alten Reagenzien und Labor-Utensilien. Die grosse Faszination von Judith (Heidi Gautschi) befindet sich auf dem Dach des verbeulten Wohnwagens, weshalb sie nicht nach den Sternen, sondern nach dem rostigen Vogekäfig greift. Robin (Walter Landolt) baut unablässig an einem Steinhaufen und montiert sich später die rote Clownnase,während ein Komödiant (Guido Li-macher) sich ein Schaumbad gönnt und von der Komödiantin (Berbel Siegenthaler) mal mehr,dann wieder weniger verwöhnt wird. Wären da noch die Choristen (Antonia Riz, Ruth Mathys und Fredrik Furrer), die sich mit einer Kopfmassage neue Glücksgefühle verschaffen – gegenseitig wohlverstanden. Über dem ganzen Haldengeschehen die drei Götter (Christine Spiri, Richard Stocker und Rolf Krättli), die das Tun mit Argusaugen beobachten und mit passenden und auch beissenden Kommentaren nicht zurückhalten.

Der «Mief» ist zum Glück nur optischer Natur
Zwei Dinge muss das Publikum im Voraus wissen. Bei den Theateraufführungen im Recyclingparadies gehören der ganze Schrott und Abfall zwar zur Kulisse – der «Mief» der alten Entsorgungshalle ist jedoch nur optischer Na-tur.Zu neu sind die Bauten und Anlagen, als dass sich die modernde,lästig riechende Patina bereits auch am neuen Standort durchsetzen könnte.Das

Recyclingparadies ist so neu, dass in der grossen Halle selbst während der Proben noch Wände montiert und Deckenelemente verschraubt werden. Ein zweiter Punkt betrifft das Wetter.Sollte sich der Sommer langsam verabschieden, würde es zweifellos auch im Recyclingparadies kühler.Will heissen: Ein etwas wärmeres Kleidungsstück im Handgepäck des Publikums könnte nichts schaden.

«Mönsche,Schrott ond Stärne»: Premiere am 21. August 2009. Weitere Vorstellungen: 22., 26., 27., 28. und 29. August. Im September findenam4.,5.,9.,10.,11.,12.,16.,17.,18. und 19. Aufführungen statt. Jeweils 20.15 Uhr im neuen Recyclingparadies der Firma Bertschi im Industriegebiet Reinach (Moos). Vorverkauf: www.theateraberbitte.ch; Kultur aargauSüd oder Abendkasse ab 18.30 Uhr.Weitere Infos: www.theateraberbitte.ch


---------------------------------------------------------------------------------------------------• WT theateraberbitte probt im Rohbau der neuen Recyclinghalle

«mönsche, schrott & stärne», das neue Stück der Theatergruppe theateraberbitte, kommt in der neuen Recyclinghalle der Bertschi AG zur Uraufführung. Momentan befindet sich die Halle noch im Aufbau, aber spätestens zur Premiere am 21. August wird sie das Bertschi Recyclingparadies vergrössert haben und der Theatergruppe einen Monat lang als Bühne dienen. Letzten Dienstag konnten die Mitglieder der Theatergruppe nun zum ersten Mal eine Probe am zukünftigen Spielort abhalten – noch unter freiem Himmel zwar, aber zwischen den hellgrün aufragenden Stahlträgern und umliegenden Containern konnten sich die Schauspieler bestens auf die Atmosphäre einstimmen. Seit dieser Woche ist auch der Onlinevorverkauf geöffnet (www.theateraberbitte.ch).

 Auf der Halde in der grossen Recyclinghalle wird Menschenschrott verwertet – per Mehrheitsbeschluss zusammengesammelt und überwacht von drei Göttern. Doch was ist schon die Mehrheit, wenn eine Wette im Spiel ist, sich zwei Komödianten einmischen und ein nicht ganz einstimmiger Chor auf den richtigen Einsatz wartet? Die Haldenbewohner haben es jedenfalls nicht leicht, den Stern zu finden, der ihnen den Weg zurück ins Leben leuchtet.
Bei Mönsche, Schrott & Stärne gibt es nachzudenken, zu lachen und ungewohnte Abfallansichten zu sehen. Was hinter den tragikomischen Turbulenzen steht, ist letztlich die Frage. Können Menschen recycliert werden?